Frage des Monats vom April 2014
? Zum Thema Anfallswarnhunde, fragt Herr Sch. aus Offenbach: Stimmt es, dass spezifisch ausgebildete Hunde in der Lage sind vor Anfällen zu warnen?
Bernhard Brunst Epilepsiefachberater Bernhard Brunst
Epilepsiefachberater

Gemäß einer Veröffentlichung von Herrn Prof. Armin Castello von der Universität Flensburg in der Zeitschrift "Mensch & Tier" Ausgabe 1/2013, ist es für spezifisch ausgebildete Hunde möglich vor Anfällen zu warnen.
Demnach kann sich der/die Betroffene darauf vorbereiten, eine Notfalltablette zu nehmen, gefährliche Gegenstände aus der Umgebung entfernen bzw sich in Sicherheit bringen. "Durch die überwiegend zuverlässige Warnung vor einem Anfall wird zweierlei erreicht", erläutert Prof. Castello, "die als sehr belastend erlebte Unkontrollierbarkeit der epileptischen Anfälle kann erheblich vermindert werden, sekundäre Schwierigkeiten, wie Verletzungen werden kontrollierbarer. Durch das "Warnen" des Hundes stellt sich zudem eine Reduktion der Anfalls-häufigkeit ein, da eine präventive Medikation ermöglicht wird. Dank dieses neuen Sicherheitsgefühls durch den Hund, ist es den Betroffenen möglich, weniger ängstlich ihre Wohnung zu verlassen".

Eine Studie von R. Wohlfarth, B. Mutschler und E. Bitzer, veröffentlicht in der Zeitschrift für Epileptologie 2/2013 Thema: Der Epilepsiehund – Traumtänzerei, Tierquälerei oder sinnvoller Einsatz? Sieht die "Alarm-anlage auf vier Pfoten" wesentlich kritischer. Die Autoren kommen zu dem Fazit "Die Vorstellung, Hunde könnten einfach und problemlos als Anfallswarner oder Helfer während eines Anfalls eingesetzt werden, ist empirisch nicht belegt. Auch ist in mancher Hinsicht der gedankenlose Einsatz von Hunden für Menschen mit Epilepsie tierethisch bedenklich, vielleicht sogar Tierquälerei. Letztlich besteht der sinnvollste Einsatz eines Hundes in seiner allgemeinen Funktion als zuverlässiger Begleiter oder Freund. Das Zusammenleben mit einem Hund steigert das allgemeine Wohlbefinden und verbessert die Lebensqualität".

Vor diesem Hintergrund halte ich es für fraglich, ob es gerechtfertigt ist, Hunde derartigen Stresssituationen auszusetzen. Darüber hinaus ist es sehr teuer einen geeigneten Hund anzuschaffen und ausbilden zu lassen. Übrigens, gemäß einer Studie kanadischer Neurologen konnten 15% der Hunde, die mit einem Menschen mit Epilepsie zusammenleben, dessen Anfälle "voraussagen", ohne jemals bewusst darauf trainiert worden sein!

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